Tränen und Makeup

Tränen und Makeup

Ein Taschentuch vorgeschmiert mit Tränen und Makeup liegt zerknüllt und zerdrückt in meiner Hand.

Gesammelt darin sind die Trauer, das Glück und die Hoffnung.

Alle Gefühle auf einmal.

 

Wie kann es möglich sein, tiefste Trauer und größtes Glück gleichzeitig zu spüren?

Denn stechenden Schmerz im Herzen zu fühlen und sich zur selben Zeit banale Gedanken über die Handtasche der Frau in der Reihe vor sich zu machen.

Wie kann es sein, dass man es vor lauter Traurigkeit kaum erträgt in die Gesichter der anderen zu blicken und sich hinter der Sonnenbrille versteckt, aber sich gleichzeitig so unendlich glücklich fühlt und sehnsüchtig das Gesicht in die Sonne halten möchte.

Kann es sein, dass Trauer und Glück nur durch eine ganz hauchdünne Wand getrennt sind?  Oder sich sogar ineinander verweben? Sich gegenseitig nähren und stärken? Sich gegenseitig spürbar machen?

Könnte es bedeuten, dass gelebte Trauer das Glück belebt? Was für eine wunderbare Erkenntnis das wäre. Lasst und Trauer leben, damit die Freude sich wiederbeleben kann.

Erscheint das Licht nicht umso heller, wenn man davor ins Dunkle gestarrt hat? Ist der Frühling nicht umso schöner, je dunkler und kälter der Winter war? Ist das Leben nicht wunderbar, wenn man einmal dem Tod gegenüberstand?

Ich werfe das Taschentuch weg – mir bewusst, dass ich noch unzählige Taschentücher mit Tränen und Makeup beschmieren werde.

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Evelyn Flatz, Lustenau (A)

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